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Nach Skandal um Immobiliengruppe: "Finanzwelt"-Chefin tritt als Herausgeberin zurück

Die skandalgeschüttelte Immobiliengruppe S&K hat nach Informationen des "Handelsblatts" an eine einzelne Journalistin zwischen Januar 2012 und Februar 2013 mehr als 100.000 Euro gezahlt.

Düsseldorf - Die Herausgeberin des Anlegermagazins "Finanzwelt", Dorothee Schöneich, habe sogar noch wenige Tage vor der Durchsuchung der Immobiliengruppe Provisionen von S&K erhalten, schreibt die Düsseldorfer Zeitung in ihrer Dienstagausgabe und beruft sich auf eine Liste mit Provisionsauszahlungen.

Am 12. Februar, da hatte die Staatsanwaltschaft Frankfurt bereits die richterliche Genehmigung zur Durchsuchung, gingen 4657,26 Euro aus der S&K-Gruppe an die 3F Company Verwaltungs GmbH, eine Firma, bei der Schöneich Geschäftsführerin ist und die dieselbe Adresse hat wie Schöneich privat.

Das Geld floss für die „Beratung zu und Empfehlung von neuen Vertriebspartnern“ für die S+K. Dies geht aus einer Vereinbarung zwischen S+K und Schöneich hervor, die dem "Handelsblatt" ebenfalls vorliegt. Schöneichs Provision wird darin als „Bringerbonus“ bezeichnet. Dieser ist definiert als ein Prozent des durch den vermittelten Vertriebspartner erzielten Umsatz. 2012 bekam Schöneich einen Bringerbonus von 35.623,82 Euro, außerdem ein Fixum von 5000 Euro pro Monat.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Schöneich im Gegenzug für „eine fortlaufend positive und wahrheitswidrig geschönte Berichterstattung“ in der „Finanzwelt“ sorgte. Schöneich äußerte sich hierzu auf Anfrage des Handelsblattes nicht, ließ aber über ihren Anwalt Philipp von Mettenheim von der Kanzlei OMG Rechtsanwälte ausrichten, sie habe keine Straftat begangen.

Die Berichterstattung in der "Finanzwelt" spricht für sich. Das Magazin, das nach eigenen Angaben 100.000 Leser hat, lobte S&K jahrelang als perfekte Geldanlage. Zitat: „Die Anleger profitieren vom Gesamterfolg der Gruppe und gehen nicht das Risiko ein, dass ein einzelnes Projekt einmal nicht funktionieren könnte.“

Laut Staatsanwaltschaft Frankfurt nutzten die S&K-Chefs Stephan Schäfer und Jonas Köller die Anlegergelder vor allem, um sich Millionengehälter auszuzahlen, Luxuswagen zu mieten und das Geld auf dekadenten Partys zu verprassen. Schöneich war nach Angaben von Teilnehmern bei S&K regelmäßig Gast. Sie veranstaltete gemeinsam mit S&K den Charity Cup 2011, ein Golfturnier für wohltätige Zwecke, bei dem Prominente wie Franz Beckenbauer, Handball-Trainer Heiner Brand, Ex-Boxer Sven Ottke und Musikproduzent Thomas Stein mitspielten.

Stephan Schäfer und Jonas Köller sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Schöneich ist nach Angaben ihres Anwalts nicht verhaftet.

Ob und inwieweit weiteren Journalisten ebenfalls vorgeworfen wird, im Gegenzug für positive Berichterstattung Bargeld oder andere Dienstleistungen oder Gegenstände angenommen zu haben, ist noch nicht bekannt.

In einer schriftlichen Stellungnahme weist Schöneichs Anwalt inzwischen zurück, dass Schöneich zugunsten der S&K-Unternehmensgruppe Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung der "Finanzwelt" genommen oder das Gebot der Trennung von Werbung und redaktioneller Berichterstattung missachtet hätte.

In der Stellungnahme, die NEWSROOM vorliegt, heißt es: "Unsere Mandantin ist davon überzeugt, dass sie durch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main entlastet werden wird. Im Interesse des Vertrauens in das Magazin "Finanzwelt" tritt unsere Mandantin mit sofortiger Wirkung bis zur endgültigen Klärung der Vorwürfe als dessen Herausgeberin zurück und bereitet ihre Abberufung als Geschäftsführerin der FVW-Verlag GmbH vor."