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Internet-Pionier John McAfee nach rätselhaftem Mordfall auf bizarren Fluchtwegen

Nach einigen Schicksalsschlägen lebt er seit 2009 zwischen Drogen und jungen Prostituierten auf der paradiesischen Insel Ambergris Caye im Karibikstaat Belize. Zu Spaziergängen am Meer hat er meist eine Pistole im Gürtel.

Washington, 5. Dezember (AFP) - John McAfee hat abenteuerliche Jahre hinter sich. Doch was der US-Multimillionär seit Mitte November inszeniert, stellt manchen Krimi in den Schatten. Seit der Internet-Pionier nach einem rätselhaften Mordfall im zentralamerikanischen Belize gesucht wird, ist er auf der Flucht. Die Öffentlichkeit hält er in seinem Blog www.whoismcafee.com auf dem Laufenden. Seriöse Informationen von falschen Fährten zu trennen, ist dabei fast unmöglich. Der 67-jährige US-Bürger brachte in den frühen 1990er Jahren im Silicon Valley eine Anti-Virus-Software heraus und machte damit ein Vermögen.

Nach einigen Schicksalsschlägen lebt er seit 2009 zwischen Drogen und jungen Prostituierten auf der paradiesischen Insel Ambergris Caye im Karibikstaat Belize. Zu Spaziergängen am Meer hat er meist eine Pistole im Gürtel. Bei seinen Nachbarn sorgte dieser Lebensstil schnell für Irritationen, so dass sich manche bei der Polizei beschwerten. Am 11. November wurde dann die Leiche des 52-jährigen Gregory Faull gefunden, mit dem McAfee im Streit gelegen hatte. Faull lag in seinem eigenen Blut und hatte eine 9-mm-Kugel im Kopf. Daraufhin tauchte McAfee mit seiner 20-jährigen Freundin Sam ab. In seinem Blog bezeichnet er die Polizei des zentralamerikanischen Staates als korrupt. Dann verbreitet er, er sei festgenommen worden, erzählt von seinen Verkleidungen, in denen er angeblich seine Fahnder bespitzelt, behauptet, er habe ein Double mit nordkoreanischem Pass nach Mexiko geschickt, um falsche Fährten zu legen. Inzwischen setzte sich McAfee ins benachbarte Guatemala ab, wo er politisches Asyl beantragt hat. "Wir haben uns in einem Hotel getroffen" in Guatemala-Stadt, sagt sein Anwalt Telesforo Guerra. McAfee "wird in Belize verfolgt, politisch verfolgt, weil er aufgehört hat, der Regierung Geld zu geben", sagt der Anwalt.

Die Behörden von Belize würden ihm einen Verstoß gegen das Gemeinrecht vorwerfen. "Deshalb muss er Asyl gewährt bekommen", sagt der Anwalt. Laut seinem Blog will McAfee am Donnerstagnachmittag (14.00 Uhr Ortszeit) in Guatemala-Stadt eine Pressekonferenz abhalten. So verworren die Geschichten, so rätselhaft ist auch der Mordfall: Hat McAfee wirklich Gregory Faull getötet? Wenn ja, warum hinterlässt er so viele Spuren im Internet? Doch wenn er unschuldig ist, warum ist er dann auf der Flucht? Journalisten von CNN ist es vergangene Woche gelungen, McAfee zu interviewen. Vorausgegangen war ein Versteckspiel, wie es Spionagethrillern zur Ehre gereichen würde, mit dubiosen Mittelsmännern, Anrufen von verschiedenen Telefonnummern und Treffen an geheimen Orten mit Codewörtern als Türöffnern. "Ich werde kämpfen, bis sich die Dinge ändern", sagte ein sichtlich erschöpfter, abgemagerter und angespannter McAfee bei diesem Gespräch. Er fürchte um sein Leben. Bevor er nach Belize zurückkehre, um seine Unschuld zu beweisen, wolle er zunächst seine Freundin in Sicherheit bringen. Belizes Premierminister Dean Barrow bezeichnete McAfee als "Spinner" und betonte, im Moment suche die Polizei ihn lediglich als Zeugen. Nach US-Medienberichten zog McAfee 2009 nach Belize, nachdem er von seinem geschätzten Privatvermögen von 100 Millionen Dollar (74,5 Millionen Euro) 96 Millionen wegen der Wirtschaftskrise und falscher Investitionen verloren hatte. Seither stand er häufig unter dem Einfluss von Drogen. Zu den US-Bürgern in Belize hatte er kaum Kontakt. Im April wurde er vorübergehend festgenommen, weil er mit einer 17-Jährigen zusammen lebte. Bei dieser Gelegenheit fand die Polizei ein ganzes Waffenarsenal: McAfee besaß sieben Pumpguns und zwei Pistolen vom Kaliber 9 mm. ric/ogo