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Ehemaliger FAZ-Herausgeber: Günther Nonnenmacher gestorben

Ehemaliger FAZ-Herausgeber: Günther Nonnenmacher gestorben Günther Nonnenmacher (Foto: Helmut Fricke / F.A.Z)

Er prägte über Jahrzehnte den politischen Leitartikel der FAZ. Sein Kollege Berthold Kohler erinnert an einen publizistischen Freigeist.

Frankfurt – Günther Nonnenmacher, langjähriger Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 76 Jahren in Offenbach. Über drei Jahrzehnte hinweg prägte er die politische Berichterstattung der FAZ, davon zwei Jahrzehnte als einer ihrer Herausgeber.


Berthold Kohler, ebenfalls Herausgeber der Zeitung, würdigt Nonnenmacher in einem Nachruf als einen freien Geist, der mit hohem Anspruch an Argumentation, Sprache und Geisteshaltung Maßstäbe gesetzt habe – für die Zeitung wie für Generationen von Kolleginnen und Kollegen.


Nonnenmacher, 1948 in Karlsruhe geboren, war Politikwissenschaftler, Historiker und Philosoph. Nach Stationen in Freiburg, Frankfurt und Heidelberg wurde er bei Dolf Sternberger promoviert. Der Weg in eine akademische Laufbahn stand ihm offen – doch Nonnenmacher entschied sich für den Journalismus. 1982 kam er zur FAZ, wurde vier Jahre später außenpolitischer Ressortleiter und 1994, gemeinsam mit Frank Schirrmacher, in das Herausgebergremium berufen.

 

Der politische Leitartikel war sein Format. Nonnenmacher war ein überzeugter Europäer, ein kritischer Liberalist, ein nüchterner Realist in weltpolitischen Fragen. Sein Denken blieb geprägt von der politischen Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts – und von der Überzeugung, dass Qualität und Verantwortung im Journalismus untrennbar verbunden sind. Die innere Ordnung eines Textes, das geistige Fundament einer Argumentation – das war sein Handwerk, und darin war er Meister. „Texte, die über Nonnenmachers Schreibtisch gingen, kamen kaum ohne Änderungen und Anmerkungen zurück“, erinnert Kohler. „Alle waren danach besser, inhaltlich wie sprachlich.“

 

Er lehrte auch an der Universität Leipzig als Honorarprofessor. 2018 erhielt er für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz. Frankreich, die Heimat seiner Frau, war ihm zur zweiten Heimat geworden – nicht nur emotional, sondern auch intellektuell: 2007 wurde er von Präsident Sarkozy zum Offizier der Ehrenlegion ernannt.

 

Als Frank Schirrmacher 2014 plötzlich starb, sprang Nonnenmacher über das Pensionsalter hinaus nochmals ein und führte das Feuilleton, bis Jürgen Kaube übernahm.

 

Berthold Kohler schreibt: „Günther Nonnenmacher war ein freier Geist, der bei der FAZ zu deren Nutz und Frommen nicht nur seine eigenen Begabungen entfalten konnte, sondern dies auch zahlreichen Kolleginnen und Kollegen ermöglichte.“