Journalistenpreise
dpa

M100 Media-Preis für Ex-Chefredakteur von Nachrichtenportal in Ungarn

Der im Juli entlassene Chefredakteur von „index.hu“ werde am 17. September für sein Eintreten für Medienfreiheit ausgezeichnet

Potsdam (dpa) − Der ehemalige Chefredakteur des größten Internet-Portals in Ungarn, Szabolcs Dull, erhält in diesem Jahr den Preis der Medienkonferenz M100 Sanssouci Colloquium. Der im Juli entlassene Chefredakteur von „index.hu“ werde am 17. September in Potsdam für sein Eintreten für Medienfreiheit und unabhängigen Journalismus mit dem M100 Media Award ausgezeichnet, teilte das Colloquium am Montag mit. Der Beirat wolle sich mit dem Journalisten, seinem Kampf für Pressefreiheit und gegen Einmischung von außen solidarisieren. Als Laudatorin ist die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, vorgesehen.

 

Kai Diekmann, Gründer der Agentur Storymachine und Ex-„Bild“-Chefredakteur, erklärte als Beiratsmitglied: „Mit der Entlassung Dulls und seiner Redaktion ist ein weiterer Schritt getan, Ungarn zu einem Land der offensichtlichen Unfreiheit zu machen.“ Die rbb-Moderatorin Astrid Frohloff sagte, Dull solle für sein couragiertes Eintreten für die Unabhängigkeit der Presse ausgezeichnet werden.

 

Der Herausgeber des Berliner „Tagesspiegels“, Stephan-Andreas Casdorff, erklärte: „Die Ungarn haben anderes, Besseres verdient als entgrenzte Politik und neu ausgerollten Stacheldraht.“ Die Chefredakteurin der „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ (PNN), Sabine Schicketanz, nannte Dull ein Vorbild, das aufrecht für Demokratie und Pressefreiheit stehe.

 

Dull war auf Druck der Eigentümer aus dem Umkreis der rechtsnationalen Regierungspartei Fidesz entlassen worden. Ministerpräsident Viktor Orban hatte in den vergangenen Jahren die meisten Medien des Landes unter seine Kontrolle gebracht.

 

Der M100 Media Award wird seit 2005 jährlich im Rahmen der internationalen Medienkonferenz M100 Sanssouci Colloquium an Persönlichkeiten verliehen, die sich für Demokratie, europäische Verständigung, Meinungs- und Pressefreiheit einsetzen. Frühere Preisträger sind der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher und der Journalist Deniz Yücel.

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