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Warum Sie nicht befördert werden – und was Sie ändern müssen

Warum Sie nicht befördert werden – und was Sie ändern müssen Attila Albert

Jeder dritte Arbeitnehmer wurde laut neuer Studie noch nie befördert. Zuverlässigkeit allein reicht nicht. Karrierecoach Attila Albert erklärt, wen Chefs wirklich fördern – und wie Sie den nächsten Schritt machen.

Berlin – Berufseinsteiger haben häufig noch die feste Annahme, dass sie langfristig auf jeden Fall befördert werden müssten, wenn sie nur ihre Arbeit gut erledigen. Ihr Arbeitgeber werde, so erwarten sie, ihre Anstrengungen und wachsende Erfahrung sicher mit einem Aufstieg belohnen. Dass das nicht so ist, wissen die Älteren. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der deutschen Arbeitnehmer wurden noch nie befördert, ergab eine neue repräsentative Studie der Personalberatung Michael Page unter 50 000 Befragten. Die Ursachen lägen „oft in wirtschaftlicher Unsicherheit, einer fehlenden strategischen Personalentwicklung oder veralteten Führungsstrukturen“. Doch auch die Arbeitnehmer haben ihren Anteil.

 

„Muss man denn überhaupt aufsteigen?“, werden manche zuerst entgegnen. Eine Pflicht dazu gibt es selbstverständlich nicht. Aber wer über Jahre – oder sogar Jahrzehnte – auf derselben Hierarchiestufe verharrt, konkurriert zunehmend mit nachrückenden Jüngeren, die aus verschiedenen Gründen bevorzugt werden. Das demotiviert auf Dauer. Zudem stagniert das Gehalt und verliert, wegen der Inflation, schleichend an Kaufkraft. Man kann sich also bei gleichem Einkommen weniger leisten. Wer das ändern will, muss sich für eine Fach- oder Führungskarriere entscheiden, zumindest einen gewissen Aufstieg (z. B. vom Redakteur zum Teamleiter, vom Reporter zum Chefreporter) anstreben.

 

Mindestens 10 bis 15 Prozent mehr Gehalt üblich
Beförderungen geschehen dabei normalerweise nicht aus Dankbarkeit. Aus Sicht des Arbeitgebers gibt es dafür keinen Grund. Die Leistungen der Vergangenheit wurden bereits mit dem Gehalt und eventuell einer Prämie abgegolten. Beförderungen sind eine strategische Zukunftsentscheidung: Wer sie erhält, hat die Position entweder eingefordert und wird als so wichtig eingeschätzt, dass er sie erhält bzw. es wird angenommen, dass er dem Unternehmen auf dieser Position mehr nützen wird. Arbeitgeber befördern also aus Eigennutz, auch wenn sie es natürlich nicht so aussehen lassen wollen. Diejenigen Arbeitnehmer, die dadurch aufsteigen, können an den Vorteilen teilhaben.

 

Der finanzielle Zugewinn ist eine Verbesserung, die sich durch einen Aufstieg erreichen lässt. Ein bestehender Arbeitsvertrag ist nur in bescheidenem Maß nachverhandelbar. Meist bleiben hier nur die gewerkschaftlich ausgehandelten Tariferhöhungen, beispielsweise für Zeitschriftenredakteure 2026 eine Erhöhung von 2,8 Prozent, 2027 von 1,8 Prozent, jeweils brutto. Mit einer Beförderung lassen sich üblicherweise 10 bis 15 Prozent mehr Gehalt erreichen, gelegentlich auch deutlich mehr – zudem ohne große Diskussion, weil eine höhere Stelle selbstverständlich besser dotiert ist. Daneben sollte man auch inhaltlich profitieren, z. B.durch interessantere Aufgaben und größere Entscheidungsspielräume.

 

Zuverlässigkeit, Fleiß und Loyalität allein sind zu wenig
Um befördert zu werden, genügt allerdings nicht das Versprechen, dass man, wenn man befördert würde, bestimmt mehr leisten werde. Man muss schon in Vorleistung gehen und, zumindest für eine gewisse Zeit, dem Arbeitgeber zeigen, dass man befördert werden sollte, weil man ihm in der höheren Position mehr nützen würde. Zuverlässigkeit, Fleiß und Loyalität sind wichtig, für sich allein aber zu wenig. Wer sich nur darauf verlässt, wird meist enttäuscht. Entscheidend sind folgende Erfolgsfaktoren:

  • Besondere Leistungen: Eine Beförderung setzt überdurchschnittliche Leistungen und Erfolge voraus. Suchen Sie sich also Aufgaben über das Alltagsgeschäft hinaus (z. B. journalistische Sondereinsätze, selbst vorgeschlagene Projekte).
  • Verantwortung übernehmen: Interessieren Sie sich für die Herausforderungen Ihres Arbeitgebers und Ihrer Vorgesetzten. Machen Sie Verbesserungsvorschläge, helfen Sie aber vor allem praktisch dabei, vorhandene Probleme zu lösen.
  • Eigene Erfolge sichtbar machen: Hier geht es nicht um Prahlerei, die selten gut ankommt, sondern darum, dass man weiss, was Sie geleistet haben. Erwähnen Sie also gelegentlich an passender Stelle kurz und sachlich, woran Sie arbeiten.
  • Unterstützer im Unternehmen suchen: Die Einschätzung respektierter Kollegen zählt intern viel. Suchen Sie daher nach Verbündeten, die Sie schätzen und intern weiterempfehlen. Das kann der eigene Chef sein, aber auch ein Mentor.
  • In der Branche sichtbar werden: Bauen Sie nicht allein auf ein internes Netzwerk, sondern knüpfen Sie auch Kontakte in andere Medienhäuser (z. B. über frühere Kollegen, Branchenevents). Das verschafft Ihnen wichtige zusätzliche Einblicke.
  • Alternativen vorbereiten: Machen Sie sich nie komplett von Ihrem aktuellen Arbeitgeber abhängig, sondern haben Sie immer zumindest grob einen „Plan B“. So treten Sie selbstsicherer auf, fordern und verhandeln ohne viele Ängste.

 

Konsequent sein, wenn sich nichts tut
Manche Berufstätige müssen feststellen, dass ihr Arbeitgeber gar nicht will, dass sie sich weiterentwickeln. Ihre Vorschläge werden abgelehnt, mehr Präsenz verhindert, Einsatzwillen nicht honoriert. Immer ist es sinnvoll, zuerst zu überprüfen, was man eventuell anders machen könnte (eventuell mit Hilfe eines Mentors oder Coaches). Ansonsten braucht es Konsequenz: Bieten sich nach zwei bis drei Jahren besonderer Leistungen – wie oben aufgelistet – keine Aufstiegsmöglichkeiten, sollte man nicht mehr hoffen, sondern handeln. Das heißt: Extern auf höhere Positionen bewerben. Wer deutlich länger abwartet, rückt nicht unbedingt irgendwann nach, sondern wird häufig gar nicht mehr bedacht.

 

Eine ausbleibende Beförderung hat manchmal überhaupt nichts mit der eigenen Leistung zu tun, sondern andere Faktoren passen nicht. Der Arbeitgeber stellt sich jemand anderes in Bezug auf Alter, Geschlecht oder Profil vor. Das Unternehmen ist zu klein oder zu flach organisiert und hat deswegen gar keine passende freie Stelle. Oder es tut sich schwer, Stellen zu besetzen, und gibt Führungspositionen daher zuerst an externe Bewerber. Emotionale Schuldzuweisungen („Ich darf ja gar nichts“, „Das ist ungerecht“, „Ich bekomme keine Chance“) sind verständlich, zeigen aber, dass sie mental noch nicht bereit sind. Wer führen will, braucht Stärke, Mut und Konsequenz – auch in eigener Sache.

 

Zur vergangenen Kolumne: Positiv kommunizieren

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

www.media-dynamics.org 

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