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Jobhopper oder Karriereprofi? Wie viele Wechsel noch okay sind

Jobhopper oder Karriereprofi? Wie viele Wechsel noch okay sind Attila Albert

Häufige Jobwechsel sind in den Medien keine Seltenheit – doch irgendwann werfen sie Fragen auf. Karrierecoach Attila Albert erklärt, ab wann häufige Wechsel zum Problem werden, wie man sie im Gespräch klug begründet und wann Schweigen besser ist.

Berlin – Vergleicht man die Lebensläufe von Medienprofis, sieht man die unterschiedlichsten Berufswege: mehr als 30 Jahre dieselbe Stelle oder auch vielfache, schnelle Wechsel des Arbeitgebers – manchmal bereits nach zwei bis drei Monaten – und alles dazwischen. Das hat immer Gründe, führt bei Bewerbungsgesprächen aber zu Erklärungsbedarf. Wer häufig den Job gewechselt hat, tut sich bei Bewerbungen schwer, noch einen schlüssigen Gesamteindruck zu vermitteln und seine Wechsel nachvollziehbar zu erläutern. Ab wann sind häufige Stellenwechsel ein Problem, wie erklärt man sie, sollte man manche Station im Lebenslauf einfach verschweigen? Dazu Antworten aus der Coaching-Praxis.


Muss man eine bestimmte Zeit im Job bleiben?
Nein, man kann selbstverständlich nach jeder Zeitspanne wechseln, im Ausnahmefall sogar noch in der Probezeit, wenn das sinnvoll oder notwendig erscheint. Es gibt zwar weiterhin viele Medienprofis, deren gesamte Karriere – vom Schülerpraktikum und Volontariat über ihre Redakteurslaufbahn bis zur Rente – beim selben Arbeitgeber stattfindet. Tendenziell wechseln heute aber Berufstätige häufiger, wenn auch nicht immer freiwillig. Statt eher moralischer Überlegungen, ob man wechseln dürfe oder es schon zu häufig getan habe, empfiehlt sich die Frage, ob es für die persönliche Entwicklung sinnvoll war bzw. wäre.

 

Was sind Gründe für häufige Stellenwechsel?
Sie können ganz unterschiedlich sein: Die Stelle hat nicht gepasst, weil man etwas anderes erwartet hatte oder zu viel versprochen worden war (z. B. Aufstiegsmöglichkeit). Sie war von Beginn an befristet (z. B. Mutterschaftsvertretung) oder wurde nicht weitergeführt (z. B. Mitarbeit an einem eingestellten Projekt). Daneben gibt es auch Medienprofis, die immer wieder Konflikte mit Vorgesetzten oder Kollegen haben und deshalb wechseln – oder denen es an Belastbarkeit, Ausdauer oder Geduld fehlt. Ein Generalverdacht ist angesichts der Vertragsbedingungen und Arbeitsumstände in vielen Medienhäusern aber falsch und unfair.

 

Sind viele Stellenwechsel im Lebenslauf ein Problem?
Mittelfristig ja. Die Arbeitgeber haben sich zwar selbst mehr Flexibilität verschafft (z. B. durch befristete Verträge, Auslagerungen in nicht tarifgebundene Tochtergesellschaften und Zeitarbeit), fordern aber noch immer traditionelle Loyalität ein. Daher werden häufige Stellenwechsel im Lebenslauf weiterhin zumindest hinterfragt, bei auffälliger Häufung kritisch gesehen oder direkt als Ausschlusskriterium bewertet. HR und potenzielle Vorgesetzte legen hier klar unterschiedliche bzw. eigennützige Maßstäbe an sich und Bewerber an. Darauf sollte man im Bewerbungsgespräch vorbereitet sein.

 

Wie viele Stellenwechsel im Lebenslauf sind zu viel?
Das hängt vom Lebensalter ab, also über wie viele Berufsjahre sich die Wechsel verteilen. Drei bis fünf Jahre im selben Job gelten als perfekte Balance zwischen Loyalität und Dynamik. Man hat sich eingearbeitet und bewährt, will sich nun aber weiterentwickeln. Deutlich kürzere Zeiten – mehrfach weniger als zwei Jahre im selben Job, gar nur Monate – werden kritisch gesehen. Wer mit 30 bereits mehr als drei solcher kurzen Gastspiele hinter sich hat, kann noch behaupten, „besonders ambitioniert“ zu sein. Dafür sollte die jeweils folgende Stelle aber tatsächlich wie eine Verbesserung aussehen (höhere Position oder größerer Arbeitgeber). Im mittleren und höheren Alter wird das zunehmend zum Problem.


Sind häufige Stellenwechsel generell problematisch?
Das hängt von der eigenen Persönlichkeit und den Ambitionen ab. Wer sicherheitsorientiert ist und eine klassische Karriere anstrebt, sollte häufige Stellenwechsel möglichst vermeiden oder kaschieren. Wer dagegen nach einigen Berufsjahren feststellt, dass er eigentlich die Abwechslung braucht und schätzt, kann sein Profil entsprechend ausrichten: sich als Spezialist für projektbezogene oder interimistische Mitarbeit präsentieren, der sich nicht ewig an einen Job klammert, sondern nach getaner Arbeit weiterzieht. Das ist ein Modell für wenige, kann aber für selbstbewusste Experten attraktiv und lukrativ sein.

 

Wie umgehen mit Kritik am Lebenslauf?
Man kann seine Lebensgestaltung nicht allein an den Wünschen der Arbeitgeber ausrichten, zumal viele andere Faktoren die Stellenwahl beeinflussen – etwa Umzüge, Familiengründung oder gesundheitliche Gründe. Auf Nachfragen dazu sollte man jedoch nicht verärgert oder defensiv reagieren. Jeder Arbeitgeber will seine Risiken minimieren und niemanden einstellen, der problematisch ist oder sich bald wieder anders entscheidet. Nennen Sie kurze, sachliche Gründe für Ihre Wechsel, ohne ins Detail zu gehen. Es geht hier nur darum, Bedenken zu zerstreuen.

 

Soll man einige Stationen im Lebenslauf weglassen?
Gelegentlich sieht man Lebensläufe, in denen sämtliche Tätigkeiten aufgelistet sind, selbst wenn es sich um ein- bis dreimonatige Praktika, Aushilfen oder Projektmitarbeit gehandelt hat. Das soll besondere Flexibilität und breite Erfahrung belegen, wirkt aber sprunghaft und ist für Personalverantwortliche schwer zu überblicken. Besser: Entscheiden Sie sich für ein Kompetenzprofil, das Sie präsentieren möchten, und konzentrieren Sie sich auf Stellen und Erfahrungen, die das untermauern. Alles andere können Sie weglassen, zusammenfassen oder kurz erwähnen, ohne dass es Lücken im Lebenslauf gibt.


Was lässt sich aus häufigen Stellenwechseln lernen?
Wer häufig die Stelle gewechselt hat oder gar wechseln musste, sollte immer auch prüfen, was der eigene Anteil daran war – nicht als Selbstvorwurf, sondern als Chance, daraus zu lernen. Denn jeder Stellenwechsel ist anstrengend und birgt Risiken, sei es die neue Probezeit oder ein beruflich bedingter Umzug. Ein vertrauliches Gespräch mit einem Mentor, Karriereberater oder Coach kann helfen, die Selbstwahrnehmung zu verbessern und sich von einfachen, aber falschen Erklärmustern zu lösen – etwa, dass immer die anderen schuld waren.

 

Zur vergangenen Kolumne: In der Job-Endlosschleife

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

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