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Hertha Kerz widerspricht Verena Renneberg: "Bildungsmarkt wird sich selbst bereinigen"

Auf Ablehnung bei Newsroom.de-Leserin Hertha Kerz stößt der Debattenbeitrag der Berliner Journalismus-Professorin Verena Renneberg zur Zertifizierung von Journalismus-Seminaren.

Hamburg - Die Idee der Zertifizierung schützt keinen Kurs- oder Studienteilnehmer davor, schlecht ausgebildet zu werden.

Zertifizierungen in der Ausbildung besagen nur, dass das Institut über Prozesse und Verfahren verfügt, die zu einer bestmöglichen Ausbildung führen können. So ein Zertifikat gibt jedoch keine Auskunft über die verwendeten Materialien oder die Qualifikation der Mitarbeiter.


Ein gutes Seminar ist ein Seminar, dessen Inhalte nicht nur in speziellen Situationen anwendbar sind, sondern für die Arbeit allgemein nutzbar sind.

 


Hertha Kerz ist freie Industriejournalistin in Hamburg. Foto: privat

 

Ein gutes Seminar sollte Praxis und Theorie verknüpfen und nicht abgekoppelt von den Kunden (Redakteuren / Lesern) der Teilnehmer stattfinden.

Zugegeben habe ich in zehn Jahren nur zwei solche Veranstaltungen erlebt.

Aber immer wieder erlebe ich es, dass Dozenten, gerade wenn sie Journalisten sind bzw. waren, die wirklich weiterbringenden Tipps und Tricks für sich behalten und eifersüchtig ihr Wissen hüten.


Und das letzte, was Sinn macht wäre, so eine „Verantwortung“ einem Verband zu übertragen.

Wie in jeder Branche, gibt es auch im Journalismus Lobbyisten, was dazu führte, dass diese ganze Zertifizierungsgeschichte wilde Auswüchse annähme. Schon jetzt gibt es Personen, die sich immer noch Journalist nennen, obwohl sie ihre Zeit tatsächlich damit verbringen, von einem Podium zum anderen zu rennen, Vorträge zu halten, auf allen möglichen Veranstaltungen aufzuschlagen und dabei sorgfältig darauf achten, dass ihr Name nur ja auf jeder Teilnehmerliste zu finden ist.

Was läge für solche Personen dann näher, als sich beispielsweise über Verbandsarbeit auch dort einzuklinken – und unheilvollen Einfluss zu nehmen?


Vielmehr dürfte sich der Anbietermarkt hier selbst durch Mundpropaganda bereinigen.

Schließlich liegt die mangelnde Qualität der Recherche und der Artikel ja nicht nur an schlechter Weiterbildung, sondern daran, dass viele Personen „auch mal was mit Medien machen wollen“, und zwar um jeden Preis.

Redakteure nutzen dies, um die preiswertesten Texte einzukaufen und nicht die hochwertigsten. Da werden Artikel für den Bruchteil des finanziell Machbaren angeboten, ohne adäquate Quellen, ohne saubere Recherche – die Hauptsache, Schreiber sieht seinen Namen in der Zeitung und Redakteur bekommt es preiswert.

Nur leider ist preiswert häufig billig.

Hertha Kerz

 

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