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Nach den Entscheidungen bei G+J: Was wird aus der Henri-Nannen-Schule?

Nach den Entscheidungen bei G+J: Was wird aus der Henri-Nannen-Schule? Die Henri-Nannen-Schule am Hamburger Baumwall

Mehr als 700 Journalistinnen und Journalisten haben seit 1979 die Ausbildung in der Henri-Nannen-Schule am Hamburger Baumwall durchlaufen. Jetzt, wo bei G+J kaum ein Stein auf dem anderen bleibt, ist die SZ der Frage nachgegangen, was eigentlich aus der traditionsreichen Nannen-Journalistenschule wird.

Hamburg – „Seit 1979 haben rund 700 junge Frauen und Männer unsere Ausbildung absolviert. Von ihnen arbeiten derzeit rund ein Drittel als fest angestellte Redakteure bei G+J, dem ,Spiegel‘ und der ,Zeit‘, viele andere Nannis waren dort in der Vergangenheit beschäftigt. Weitere rund 200 Absolventen haben Anstellungsverträge bei anderen Redaktionen und nochmal ebenso viele sind als freie Journalisten tätig“, heißt es auf der Webseite der Henri-Nannen-Schule.

 

Stolz präsentiert man dort auch die Absolventen: Mathias Müller von Blumenron, der derzeit in der Geschäftsleitung des Schweizer Medienkonzerns Tamedia zu finden ist, die Fernsehjournalistin Lisa Ortgies, Peter Klöppel von RTL, die Schriftstellerin Ildikó von Kürthy, den SZ-Politikchef Stefan Kornelius und Laura Himmelreich, Head of Digital Funke Zentralredaktion und Stellvertretende Chefredakteurin.

 

Nach den drastischen Entscheidungen bei Gruner + Jahr geht Lisa Priller-Gebhardt in der aktuellen „Süddeutschen Zeitung“ der Frage nach, was aus der traditionsreiche Nannen-Journalistenschule wird. Die „positive Nachricht vom Baumwall“ sei: Die Henri-Nannen-Schule werde weder verkauft noch eingestellt.

 

„Gemeinsam mit unseren Trägern RTL Deutschland/Gruner + Jahr, ,Spiegel‘ und ,Zeit‘ verfolgen wir unverändert das Ziel, journalistischen Nachwuchs bestmöglich auszubilden“, wird der Leiter der Schule, Christoph Kucklick, zitiert. Alle drei Trägerverlage blieben an Bord. So sollen ab Oktober 18 Schüler die zweijährige Ausbildung durchlaufen. Während dieser Zeit stehen auch mehrere Praktika auf dem Lehrplan. Dass bei G+J ein Großteil der Magazine wegfällt, soll die angehenden Journalisten nicht auf ihrem Weg hindern. „Alle Praktika werden auch weiterhin paritätisch auf die Trägerverlage verteilt“, sagt Kucklick in der SZ. Auch in der Vergangenheit hätte nur ein kleiner Teil der Praktika bei jenen Titeln stattgefunden, die nun wegfallen.

 

Gleichzeitig sollen die Journalistenschüler davon profitieren, dass G+J jetzt Teil von RTL Deutschland ist: So soll der kommende Lehrgang der Nannen-Schule Teile seiner Bewegtbild-Ausbildung an der RTL-Journalistenschule in Köln durchlaufen, umgekehrt sollen RTL-Schüler zu Textseminaren an den Hamburger Baumwall kommen, weiß die SZ. Auch der jetzige Lehrgang der HNS macht demzufolge bereits Praktika bei RTL & Co.

 

Eine Fusion der beiden Schulen ist laut Schulleiter Kucklick kein Thema: „Die beiden Schulen haben sehr unterschiedliche Profile. Daher werden sie eigenständig und unabhängig voneinander weitergeführt“, zitiert ihn Lisa Priller-Gebhardt in der „Süddeutschen“.

 

Hintergrund: Vor mehr als einem Monat hatte der Medienkonzern RTL Deutschland, der die Magazinsparte des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr zum Jahr 2022 übernommen hatte, nach einer Portfolioüberprüfung das Aus von mehr als 20 Zeitschriften bekanntgemacht. Zudem sollen mehrere Magazine verkauft werden, insgesamt würden rund 700 der 1900 Stellen wegfallen. RTL will sich auf Kernmarken wie „Stern“ oder „Geo“ konzentrieren und dort ins Digitale investieren. RTL erhofft sich Synergien beider Häuser. Gruner + Jahr und RTL zählen zum Portfolio von Bertelsmann in Gütersloh.