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Aufruf zur Rettung der „Wiener Zeitung“ an Regierung

Aufruf zur Rettung der „Wiener Zeitung“ an Regierung Josef Trappel ruft zur Rettung der „Wiener Zeitung“ auf. (Foto: Uni SBG)

Das republikeigene Blatt kommt immer mehr unter wirtschaftlichen Druck. So sollen etwa die Pflichtinserate von Unternehmen im Amtsblatt der „Wiener Zeitung“ abgeschafft werden. Wissenschaftler fordern nun die Rettung der Tageszeitung.

Wien – Österreichische Kommunikationswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler rufen die Bundesregierung dazu auf, die republikeigene „Wiener Zeitung“ zu retten und die Fortführung als Tageszeitung sicherzustellen.

 

Das Blatt kommt immer mehr unter wirtschaftlichen Druck. So kündigt ein neues Geschäftsmodell der Regierung ausdrücklich die Abschaffung der Pflichtinserate etwa von Unternehmen im Amtsblatt der „Wiener Zeitung“ an, die den größten Teil der Einnahmen der Zeitung von rund 18 Millionen Euro jährlich ausmachen. 

 

Die Wissenschafter wenden sich auf initiative von Walter Hömberg und Josef Trappel mit einem „Aufruf“ an Bundeskanzler Kurz und Vize-Kanzler Kogler. In dem Brief heben sie die Unabhängigkeit und die hervorragenden redaktionellen Leistungen der ältesten Tageszeitung der Welt hervor und fordern eindringlich politisches Handeln, um deren Weiterbestehen zu sichern.


Diesem Aufruf haben sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen anderer Wissenschaftsdisziplinen angeschlossen.

 

Der Aufruf im Wortlaut:

 

In Zeiten von Fake News und zunehmender Desinformation hat der Qualitätsjournalismus neue, unverzichtbare Bedeutung gewonnen. Gerade das Medium Zeitung liefert regelmäßig die notwendigen Basisinformationen über Politik, Wirtschaft und Kultur. Die Tageszeitung ist ein Seismograf für gesellschaftliche Entwicklungen und bietet Orientierung im Alltag. 

 

Umso mehr irritiert uns als Kommunikations- und Medienwissenschaftler:innen die Nachricht, dass die Fortführung der gedruckten Ausgabe der „Wiener Zeitung“ gefährdet ist. Die „Wiener Zeitung“ ist Teil der österreichischen Qualitätspresse und weist mehrere Besonderheiten auf: 

  • Sie existiert seit 1703 und ist die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt. Sie hat sich über die Jahrhunderte als Chronistin der Zeitgeschichte bewährt. 
  • Eigentümer der „Wiener Zeitung“ ist die Republik Österreich. Ein Redaktionsstatut sichert die redaktionelle Unabhängigkeit. 
  • Die Finanzierung erfolgt, wie bei anderen Presseerzeugnissen, sowohl durch Vertriebs- als auch durch Anzeigenerlöse. Den größten Teil der Ein-nahmen garantieren die offiziellen Veröffentlichungen der Republik und der österreichischen Unternehmen im beigefügten „Amtsblatt“. 

 

Mit der Umsetzung einer EU-Richtlinie sollen nun diese Pflichtinserate abgeschafft werden. Damit würde der Zeitung die Finanzierungsgrundlage entzogen, und die Fortführung der gedruckten Ausgabe wäre in Gefahr. Als Kommunikations- und Medienwissenschaftler:innen sind wir besorgt, dass dadurch der österreichische Qualitätsjournalismus eine wichtige Plattform verliert. 

 

Die „Wiener Zeitung“ hat sich durch ihre seriöse und unabhängige Berichterstattung profiliert. Sie hat sich schon früh durch Innovation im digitalen Bereich ausgezeichnet und betreibt heute eine hervorragende redaktionelle Website. Zu ihren Leserinnen und Lesern gehören viele Entscheidungsträger:innen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Das inhaltliche Angebot der Redaktion wird regelmäßig ergänzt durch Essays und Kolumnen profilierter Autorinnen und Autoren. Damit diese wichtige Stimme Österreichs auch in Zukunft Gehör finden kann, fordern wir Sie als verantwortliche Politiker auf, nach alternativen Konzepten für die Finanzierung der „Wiener Zeitung“ zu suchen und ihre Fortführung zu garantieren.